Mit Architekturpsychologie heilungsfördernde Umgebungen schaffen, die einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die Genesung von Patienten haben.
W ie wirken sich Baumaterialien, Farben und Raumstruktur auf uns Menschen aus? Genau mit dieser Wechselwirkung zwischen gebauter Umgebung und dem menschlichen Verhalten und Wohlbefinden befasst sich das Forschungsfeld der Architekturpsychologie. Im Gesundheitsbau spielt die Architekturpsychologie eine immer wichtigere Rolle. Bei Gebäuden wie Kliniken und Krankenhäusern hat die Wahl der Farben eine besondere Bedeutung, jedoch gibt es noch viele weitere Aspekte, die berücksichtigt werden sollten.
Ein grundlegender Text in der Architekturpsychologie ist das Buch «Architekturpsychologie – Eine Einführung» von Richter (2008). Es bietet einen umfassenden Überblick über die Grundlagen der Architekturpsychologie und erläutert ihre Anwendungsbereiche im Gesundheitsbau. Neben der Farbpsychologie werden auch andere Faktoren wie Raumgestaltung, Licht, Materialien und Akustik untersucht.
So wurde der Einfluss von unterschiedlichen Raumlösungen auf die Genesung von postoperativen Patient*innen in der Studie von Smith et al. (2019) untersucht. Diese gehört zu einer der wichtigsten Studien bezüglich der Gestaltung von Gesundheitsbauten. Dazu wurden eine Gruppe in traditionellen Mehrbettzimmern und eine andere in Einzelzimmern mit persönlichem Raum und Privatsphäre untergebracht. Die Ergebnisse zeigten signifikante Unterschiede: Die Patient*innen in den Einzelzimmern erholten sich schneller, hatten weniger Komplikationen und eine bessere Schlafqualität. Diese Studie verdeutlicht die Bedeutung gestalterischer Entscheidungen in Gesundheitsbauten, insbesondere die Schaffung von persönlichem Raum und Privatsphäre, um die Genesung und das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern (Smith et al., 2019). Dr. Tanja C. Vollmer, eine renommierte Expertin auf diesem Gebiet, hat in mehreren Werken ebenfalls die Bedeutung der Raumgestaltung betont. In ihrem Buch «Heilende Architektur: Wunsch oder Wirklichkeit?» (2018) untersucht sie, wie Räume gestaltet werden können, damit sie eine heilungsfördernde Umgebung schaffen.
Die Arbeit von Vollmer und Koppen (2015) befasst sich mit der Raumwahrnehmung im Zustand körperlicher Versehrtheit und deren Bedeutung für die Architektur im Gesundheitsbau. Die Autorinnen zeigen auf, wie die Gestaltung von Räumen individuellen Bedürfnissen gerecht werden kann, um den Genesungsprozess zu unterstützen. Dies schliesst Aspekte wie Barrierefreiheit, Orientierungshilfen und Privatsphäre mit ein.
Ausserdem zielt Architekturpsychologie im Gesundheitsbau darauf ab, Stress zu reduzieren und eine beruhigende Atmosphäre zu schaffen. Vollmer und Koppen (2018) betonen die Bedeutung der Architekturwahrnehmung und des Stresserlebens von schwer- und chronisch kranken Menschen. Durch die gezielte Gestaltung der Umgebung, einschliesslich Licht, Farben und Raumstruktur, kann eine positive Atmosphäre geschaffen werden, die das Wohlbefinden der Patienten beeinflusst.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Architekturpsychologie im Gesundheitsbau ein multidisziplinäres Gebiet ist, das die Zusammenarbeit von Architekt*innen, Psycholog*innen, Mediziner*innen und anderen Fachpersonen erfordert. Die Erforschung und Anwendung dieser verschiedenen Teilbereiche kann dazu beitragen, heilungsfördernde Umgebungen zu schaffen, die den Bedürfnissen der Patient*innen gerecht werden.