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Bildung

Aussichten nach dem Psychologiestudium

Eine Umfrage zu Zukunftsplänen von Studierenden
Bilder: Svenja Rangosch

Wie stark befassen sich Psychologiestudierende mit ihrer Zukunft? Was für Gefühle löst diese Auseinandersetzung in ihnen aus? Eine Zusammenfassung verschiedener Impressionen aus einer kurzen Umfrage rund um die Zukunftspläne von Psychologiestudierenden.

«Die Zukunft ist eine undankbare Person, die grad‘ nur die quält, die sich recht sorgsam um sie bekümmern.»

Johann Nepomuk Nestroy, Die beiden Herren Söhne, 1845, Dritter Akt: Dritte Szene

D ieses Zitat spiegelt meine in Teilen zynischen Gedanken wider, die mir durch den Kopf schwirren, während ich mir einmal mehr (zu viele?) Sorgen um meine berufliche Zukunft mache. Die Anzahl spannender Möglichkeiten nach dem Psychologiestudium ist enorm. Für welchen Weg bin ich geeignet? Wo passe ich hin? Ja, manchmal scheint es tatsächlich einfacher, sich nicht um die Zukunft zu bekümmern. Doch wie ergeht es meinen Mitstudierenden? Um diese Frage zu beantworten und verschiedene Impressionen einzufangen, führte ich eine kurze Umfrage rund um die Zukunftspläne von Psychologiestudierenden durch.

An dieser Umfrage nahmen insgesamt 30 Psychologiestudierende teil – davon zwei aus dem Propädeutikum, vier aus dem Bachelor und 24 aus dem Master. Alter und Geschlecht wurden nicht abgefragt. Direkt vor dem Psychologiestudium haben 17 Teilnehmende die Matura im Gymnasium bzw. das Abitur in Deutschland gemacht. Acht Teilnehmende kommen hingegen aus einem Beruf und haben zuvor eine Lehre oder eine andere Ausbildung abgeschlossen. Fünf Teilnehmende haben mit einem anderen Studium begonnen und dann zur Psychologie gewechselt. Es lässt sich demnach ein recht breit gefächertes Vorerfahrungsspektrum feststellen.

Wissen Psychologiestudierende bereits, was sie in Zukunft tun/werden wollen?

Die erste der beiden Hauptfragen befasste sich damit, ob und wie sehr sich die Psychologiestudierenden bereits mit ihrer Zukunft auseinandergesetzt und ob sie sich schon für einen Weg entschieden haben. Die Antworten der zwei Studierenden aus dem Propädeutikum waren inhaltlich ähnlich. Beide haben gewisse Ideen, welcher Bereich oder welches Feld sie interessieren könnte, wollen jedoch zuerst einmal die Propädeutikumsprüfungen bestehen, bevor sie sich weiter mit ihren Zukunftsplänen auseinandersetzen.

Bei den vier Bachelorstudierenden finden sich schon spezifischere Berufsideen, die sich über die Bereiche Psychotherapie, Coaching und Beratung sowie Forschung erstrecken. Es scheint, dass sie sich schon stärker mit dem Thema auseinandergesetzt haben, sich jedoch noch nicht festlegen wollen, bis sie mehr Erfahrung sowohl im weiteren Verlauf des Studiums als auch mit verschiedenen Praktika gesammelt haben.

Für die 24 Masterstudierenden fallen die Antworten unterschiedlicher aus. Es gibt einige, deren Zukunftspläne noch unsicher sind oder die sogar etwas ganz anderes tun möchten, das nicht mit dem Psychologiestudium zusammenhängt. Manche haben eine oder mehrere spezifische Berufsideen, haben sich aber nicht festgelegt und wollen sich mit der Entscheidung noch etwas Zeit lassen. Andere haben genaue Ideen, wie ihre nächsten Jahre aussehen sollen und wo sie am Ende arbeiten möchten. Wieder andere haben sich für einen Beruf entschieden und zum Teil auch bereits Anstellungen in Aussicht. Die Berufsziele der Masterstudierenden, die einer psychologischen Tätigkeit nachgehen wollen, decken unterschiedlichste Bereiche ab. So wollen die meisten im klinischen Bereich und in verschiedenen Psychotherapierichtungen arbeiten. Es gibt jedoch auch fünf Studierende, die später doktorieren und in die Forschung gehen möchten und sechs Studierende, die Berufsziele im Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie nennen.

Wie geht es Psychologiestudierenden, wenn sie an ihre Zukunft denken?

Die zweite der beiden Hauptfragen beschäftigte sich mit dem Gemütszustand der Psychologiestudierenden beim Nachdenken über ihre Zukunft, und den Gefühlen, welche die Auseinandersetzung mit diesem Thema in ihnen auslöst. Bei den beiden Studierenden im Propädeutikum war zum Zeitpunkt der Umfrage eine verstärkte Beschäftigung mit den Prüfungen spürbar. Ausserdem wurden Sorge und Nervosität gegenüber den Ergebnissen, Selbstzweifel und Überforderung geäussert. Doch auch Neugierde und (Vor-)Freude für den psychologischen Tätigkeitsbereich, dem sie mit grossem Interesse begegnen.

Die Bachelorstudierenden berichten ebenfalls von (Vor-)Freude gegenüber ihrer Zukunft und ihrer Weiterentwicklung im Beruf. Sie formulieren jedoch auch Sorgen, Selbstzweifel und Ängste, da sie zum Beispiel nicht genau wissen, welche Möglichkeiten ihnen später zur Verfügung stehen. Weiter fühlen sie sich durch das Studium (noch) nicht genug auf die Arbeit vorbereitet und fragen sich teilweise, ob sie für die verschiedenen Berufe überhaupt geeignet wären.

Diese Befürchtungen – vielleicht doch die falsche Wahl getroffen zu haben oder nicht geeignet zu sein – finden sich zum Teil auch noch bei den Masterstudierenden, wobei der Gedanke hinzukommt, den Herausforderungen nicht gewachsen zu sein und sowohl sich selbst als auch Patient*innen/Klient*innen zu enttäuschen. Ausserdem drehen sich ihre Ängste häufiger darum, ob sie eine Anstellung finden werden, und diese Gefühle scheinen stärker zu werden, je näher das Ende des Studiums heranrückt. Eine weitere Sorge, die genannt wurde, ist der lange, teure und zum Teil nicht gut abgesicherte oder vergütete Aus- bzw. Weiterbildungsweg bis zum vollen Berufseinstieg. Wenn die Masterstudierenden jedoch an die Ausübung des Berufs denken, überwiegen Vorfreude, Hoffnung und Entschlossenheit. In diesen Momenten sehen sie den Weg als Herausforderung, für den es sich lohnt, hart zu arbeiten, um am Ende ihr Ziel zu erreichen.

Ambivalente Gefühle gegenüber unserer Zukunft

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mehr Masterstudierende als Bachelorstudierende an der Umfrage teilgenommen haben, was daran liegen könnte, dass sie sich bereits mehr mit dem Thema Zukunftspläne auseinandergesetzt haben und deshalb mehr Interesse daran zeigen. Zur Frage nach ihren Zukunftsplänen antworteten die Studierenden im Propädeutikum, dass sie dieses erst mal bestehen möchten, bevor sie sich mehr Gedanken zur Zukunft machen. Die Bachelorstudierenden haben schon genauere Ideen, warten jedoch noch damit, sich festzulegen. Bei den Masterstudierenden zeigt sich ein breiter gefächertes Bild, bei dem einige bereits spezifische Vorstellungen und zum Teil auch schon Stellen haben und andere noch unsicher sind oder sogar etwas von der Psychologie Unabhängiges tun möchten. Bei der Frage nach dem Gemütszustand berichteten die Psychologiestudierenden sowohl Vorfreude, Hoffnung und Neugier als auch Sorgen, Ängste und Unsicherheiten, wenn sie an ihre Zukunft denken. Dabei scheint es, als würden für die Teilnehmenden mit genaueren Plänen die positiven Emotionen die negativen überwiegen, auch wenn dennoch meist beides berichtet wurde.

Es war unglaublich interessant, die Antworten meiner Mitstudierenden zu lesen und von ihren vielseitigen Zukunftsplänen zu erfahren. Ich war überrascht, wie ähnlich die Antworten auf die Frage nach den Emotionen ausgefallen sind und wie viele im Verlauf ihres Studiums dieselben Erfahrungen erleben. Dies löste bei mir ein Gefühl der Verbundenheit mit meinen Mitstudierenden aus; es scheint, als würden wir alle diese Ambivalenz gegenüber unserer Zukunft kennen. Wir machen uns dieselben Sorgen und haben die gleichen Unsicherheiten und Ängste – doch wir sind auch neugierig und gespannt auf alles, was wir in Zukunft noch lernen werden und freuen uns bereits auf die Ausübung unserer jeweiligen Berufsideen. Die Hoffnung, unseren Weg und einen passenden Platz zu finden, treibt uns weiter an.

Anlaufstellen zur beruflichen Zukunftsgestaltung der UZH

Für alle, die Unterstützung bei ihrer beruflichen Zukunftsgestaltung wünschen oder nach weiteren Informationen suchen, stehen die Career Services der UZH zur Verfügung. Auf ihrer Website (www.careerservices.uzh.ch) gibt es unter anderem verschiedene Ratgeber, ein Jobportal (www.uzhcareer.ch) und hilfreiche Informationen. Ausserdem bieten die Career Services Beratungen, Workshops und Veranstaltungen an.

Die Career Services organisieren ausserdem den UZH JobHub (www.uzhcareer.ch/de/uzh-jobhub), eine Rekrutierungsmesse, bei der sich verschiedenen Berufsanbietern und Jobsuchenden die Möglichkeit zum Austausch und Kennenlernen bietet.

Weitere Anlaufstellen zur beruflichen Zukunftsgestaltung:

Zum Weiterlesen

  • Den Boer, L., Klimstra, T. A., & Denissen, J. J. A. (2021). Associations between the identity domains of future plans and education, and the role of a major curricular internship on identity formation processes. Journal of Adolescence, 88, 107–119. https://doi.org/10.1016/j.adolescence.2021.02.005
  • Ebner, K., Soucek, R., & Selenko, E. (2021). Perceived quality of internships and employability perceptions: The mediating role of career-entry worries. Education + Training, 63(4), 579–596. https://doi.org/10.1108/ET-02-2020-0037

Referenzen

  • Den Boer, L., Klimstra, T. A., & Denissen, J. J. A. (2021). Associations between the identity domains of future plans and education, and the role of a major curricular internship on identity formation processes. Journal of Adolescence, 88, 107–119. https://doi.org/10.1016/j.adolescence.2021.02.005
  • Ebner, K., Soucek, R., & Selenko, E. (2021). Perceived quality of internships and employability perceptions: The mediating role of career-entry worries. Education + Training, 63(4), 579–596. https://doi.org/10.1108/ET-02-2020-0037