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Alltag

Verlust und Befreiung durch das Ende der Menstruation

Perspektiven auf Identität, Körper und Veränderung in der Menopause
Bilder: Rebekka Stähli

Die Menopause ist ein biologischer Übergang, der mit tiefgreifenden psychosozialen Veränderungen einhergeht. Wie dieser Wandel erlebt wird, variiert individuell – geprägt von kulturellen Normen, persönlichen Lebensumständen und einer fortlaufenden Identitätsentwicklung.

D as dauerhafte Ausbleiben der Menstruation im Alter markiert einen bedeutenden Wendepunkt: den Übergang in die Menopause. Sie symbolisiert nicht nur das Ende der reproduktiven Lebensphase, sondern wird auch häufig als Beginn des Älterwerdens wahrgenommen. Diese Veränderung betrifft die innere und äussere Welt von Frauen und umfasst körperliche, emotionale und gesellschaftliche Aspekte (Matarese, 2005).

Menopause

Die Menopause markiert das Ende der reproduktiven Lebensphase einer Frau und tritt meist zwischen dem Alter von 45 und 55 Jahren auf (WHO, 2024). Sie ist definiert als das dauerhafte Ausbleiben der Menstruation über zwölf Monate hinweg ohne andere Ursache (WHO, 2024). Biomedizinisch ist sie mit einem Rückgang des zirkulierenden Östrogens verbunden (Matarese, 2005).

Matarese (2005) führte eine wöchentliche Gruppendiskussion mit Frauen, welche sich im Prozess der Menopause befanden. Die Teilnehmerinnen beschrieben das Ende der Menstruation als eine Zeit des Wandels in nahezu allen Lebensbereichen. Sie berichteten von wiederkehrenden Gefühlen des Kontrollverlusts über den sich verändernden Körper – etwa in Bezug auf Hitzewallungen, Schlafstörungen, veränderte Blutungsmuster sowie allgemeine körperliche Veränderungen, die frühere Gewohnheiten erschwerten oder unmöglich machten. Neben körperlichen Veränderungen wurde auch eine Verschiebung der sozialen Rollen beschrieben – sei es innerhalb der Familie, im Berufsleben oder im sozialen Umfeld (Matarese, 2005). Somit veränderten sich die Wahrnehmung von aussen und das eigene Selbstbild parallel zum biologischen Wandel.

Auch Wood et al. (2025) betonen, dass die Menopause für viele Frauen eine Zeit der Neudefinition und Transformation sei, welche auf unterschiedliche Arten wahrgenommen werden kann. Einige empfinden den Übergang als einen Verlust ihres Körpers, wie sie ihn bisher kannten – andere als eine «sanfte Weiterentwicklung» oder als «Beginn von etwas Neuem».

Identität in Zeiten der Veränderung

Die Menopause stellt für viele Frauen nicht nur eine biologische Zäsur dar, sondern auch eine tiefgreifende Herausforderung für die Identitätsentwicklung (Wood et al., 2025). So wird sie häufig mit einem Verlust traditioneller Weiblichkeitsmerkmale assoziiert. In einem breiten gesellschaftlichen Diskurs werden biologische Prozesse wie Schwangerschaft, Geburt, Menstruation und Menopause historisch in Abgrenzung zum männlichen Körper erkannt (Dillaway, 2005). Dabei wird der männliche Körper oft als Standard gesetzt, von dem weibliche Körper und deren zyklische Veränderungen differenziert werden können (Dillaway, 2005; Zita, 1997). 

Diese Konnotationen tragen dazu bei, dass Frauen ihre Identität mit dem Ausbleiben der Menstruation neu verhandeln. Die Menopause wird nicht selten als Verlust eines wesentlichen Aspekts des Frauseins empfunden, da sie einen Bruch mit der bisher erlebten Weiblichkeit bedeuten kann (Brunhuber & Stejskal, 2024; Wood et al., 2025). Brunhuber und Stejskal (2024) beschreiben diesen Bruch als besonders herausfordernd, da die Menstruation – im Gegensatz zu anderen unterbrochenen Prozessen – nicht wiederhergestellt werden kann. Der «Kontaktverlust» zur bisherigen Körpererfahrung ist somit endgültig und erfordert eine Neubewertung der eigenen Weiblichkeit und Identität (Brunhuber & Stejskal, 2024).

Auch öffentliche Diskurse und Schönheitsnormen tragen zu Verunsicherung bei: Frauen berichten von Scham, Angst und dem Gefühl, nicht mehr zu genügen, insbesondere im Vergleich zu einem gesellschaftlich idealisierten Jugendbild (Morrison et al., 2014; Lycke & Brorsson, 2023). Das Gefühl der Einsamkeit und mangelnder gesellschaftlicher Unterstützung verstärkt diese Erfahrungen zusätzlich (Makuwa et al., 2015).

«Frauen berichteten von einem Verlust ihrer Identität und ihres sozialen Wertes, wobei stigmatisierende Narrative mit breiteren gesellschaftlichen Narrativen über das Altern, Weiblichkeit und den Wert älterer Frauen zusammenfielen.»

Wood et al., 2025, S.12

Kulturelle Unterschiede

In vielen Kulturen wird die Menopause positiv gedeutet: Frauen gewinnen an Ansehen, Weisheit und sozialem Status (Yang et al., 2016; Wood et al., 2025). In diesen Gesellschaften berichten Frauen seltener über körperliche und emotionale Symptome – und wenn doch, gelten diese oft als weniger belastend als in westlichen Kulturen, in denen Jugend und Fruchtbarkeit stärker idealisiert werden (Matarese, 2005). Diese Unterschiede machen das Thema besonders relevant für eine differenzierte, kultursensible Betrachtung.

Jedoch sind auch in dieser Hinsicht Erfahrungen mit der Menopause nicht bei allen Frauen gleichzusetzen. In ihrer Studie berichteten Kruk et al. (2021), dass Frauen sexueller Minderheiten (z.B. lesbische oder bisexuelle Frauen) weniger Bedauern über das Ende der Menstruation empfanden als heterosexuelle Frauen. Dieser Unterschied lässt sich laut den Autor*innen teilweise dadurch erklären, dass die Frauen sexueller Minderheiten in ihrer Studie geringere Sorgen hinsichtlich traditioneller Weiblichkeitsideale wie Fruchtbarkeit oder Attraktivität äusserten. Dies verdeutlicht den erheblichen Einfluss der gesellschaftlich geprägten Vorstellungen von Weiblichkeit – und der Identifikation damit – auf das individuelle Erleben der Menopause.

Erleichterung und Befreiung

Ein weiterer emotionaler Aspekt des Übergangs in die Menopause ist jedoch ein Gefühl der Befreiung. Einige erlöst das Ende der Menstruation – eine Befreiung von der ständigen Sorge vor ungewollter Schwangerschaft sowie der körperlichen und praktischen Belastungen durch Menstruation und Verhütung (Dillaway, 2005; Wood et al., 2025). Auch Elson (2002) zeigt in ihrer Studie mit prämenopausalen Frauen nach Hysterektomie, dass der Wegfall der Monatsblutung trotz eines anfänglichen Bedauerns überwiegend als positiv erlebt wurde. Viele der befragten Frauen hatten zuvor mit sehr starken und unkontrollierbaren Schmerzen und Blutungen zu kämpfen – vor diesem Hintergrund überwog das Gefühl der Erleichterung deutlich gegenüber einem Gefühl des Verlustes. Auch in der Übersicht von Wood et al. (2025) berichteten Frauen in mehreren Studien etwa von der Neubelebung ihrer Beziehungen (Yang et al., 2016), sexueller Neuentdeckung (de Salis et al., 2018) oder einem gesteigerten Bewusstsein für körperliches Wohlbefinden (Morrison et al., 2014). 

Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse auch, dass nicht alle Frauen auf diese Veränderungen vorbereitet waren: Mangelndes Wissen, Ängste vor dem Älterwerden und unzureichende gesundheitliche Aufklärung stellen für viele eine Herausforderung dar (Makuwa et al., 2015). Wood et al. (2025) betonen ebenfalls eine klare Lücke in der Forschung zu den Erfahrungen von Frauen in der Menopause.

Fazit

Das Ausbleiben der Menstruation in der Menopause ist ein vielseitiger, individuell geprägter Übergang, dessen Auswirkungen sich unter anderem auf Körper, Identität und emotionalen Zustand ausbreiten. Für viele Frauen eröffnet sich ein Raum der Neuorientierung. Eine offene, kultursensible und differenzierte Auseinandersetzung mit dieser Lebensphase kann dazu beitragen, stigmatisierende Narrative zu durchbrechen.

Zum Weiterlesen

  • Dillaway, H. E. (2005). (Un) changing menopausal bodies: How women think and act in the face of a reproductive transition and gendered beauty ideals. Sex roles, 53(1), 1–17.
  • Matarese, C. J. (2005). Navigating the journey to menses cessation: A study of change in an emancipatory context. Journal of Holistic Nursing, 23(1), 34–50.
  • Wood, K., McCarthy, S., Pitt, H., Randle, M., & Thomas, S. L. (2025). Women’s experiences and expectations during the menopause transition: a systematic qualitative narrative review. Health Promotion International, 40(1), daaf005.

Referenzen

  • Brunhuber, K., & Stejskal, A. (2024). Aspekte der weiblichen Identität: PMS und Menopause im Kontext der Konzepte der Gestalttherapie. SFU Forschungsbulletin, 16–29. 
  • De Salis, I., Owen-Smith, A., Donovan, J. L., & Lawlor, D. A. (2018). Experiencing menopause in the UK: The interrelated narratives of normality, distress, and transformation. Journal of Women & Aging, 30(6), 520–540. 
  • Dillaway, H. E. (2005). (Un)changing menopausal bodies: How women think and act in the face of a reproductive transition and gendered beauty ideals. Sex Roles, 53(1), 1–17. 
  • Elson, J. (2002). Menarche, menstruation, and gender identity: Retrospective accounts from women who have undergone premenopausal hysterectomy. Sex Roles, 46(1), 37–48. 
  • Kruk, M., Matsick, J. L., & Wardecker, B. M. (2021). Femininity concerns and feelings about menstruation cessation among lesbian, bisexual, and heterosexual women: Implications for menopause. Journal of Women's Health, 30(12), 1751–1760. 
  • Lycke, A., & Brorsson, A. (2023). Swedish women’s experiences of menopausal transition: A focus group study. Sexual & Reproductive Healthcare, 35, 100807. 
  • Makuwa, G. N., Rikhotso, S. R., & Mulaudzi, F. M. (2015). The perceptions of African women regarding natural menopause in Mamelodi, Tshwane district. Curationis, 38(2), 1–7. 
  • Matarese, C. J. (2005). Navigating the journey to menses cessation: A study of change in an emancipatory context. Journal of Holistic Nursing, 23(1), 34–50. 
  • Morrison, L. A., Brown, D. E., Sievert, L. L., Reza, A., Rahberg, N., Mills, P., & Goodloe, A. (2014). Voices from the Hilo Women's Health Study: Talking story about menopause. Health Care for Women International, 35(5), 529–548. 
  • Wood, K., McCarthy, S., Pitt, H., Randle, M., & Thomas, S. L. (2025). Women’s experiences and expectations during the menopause transition: A systematic qualitative narrative review. Health Promotion International, 40(1), daaf005. 
  • World Health Organization. (2024, October 1). Menopause [Fact sheet]. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/menopause 
  • Yang, C. F., Kenney, N. J., Chang, T. C., & Chang, S. R. (2016). Sex life and role identity in Taiwanese women during menopause: A qualitative study. Journal of Advanced Nursing, 72(4), 770–781. 
  • Zita, J. (1997). The premenstrual syndrome: ‘Dis-easing’ the female cycle. In N. Tuana (Ed.), Feminism and science (pp. 188–210). Bloomington, IN: Indiana University Press.