Du sitzt an einem sonnigen Strand, dein Blick schweift über das endlose Meer, während die warmen Wellen sanft deine Füsse umspülen. Du fühlst die Leichtigkeit in der Luft und ein Lächeln breitet sich auf deinem Gesicht aus. In diesem Moment bist du glücklich. Das ist einer dieser Augenblicke, in denen das Glück förmlich greifbar ist. Doch was genau ist dieses Glück und wie unterscheidet es sich von der Zufriedenheit, die wir im Alltag erfahren? Lass uns in diese faszinierende Welt des Glücks eintauchen und gleichzeitig einen Blick auf die (kulturelle) Vielfalt von Glück werfen.
H appiness-Indizes oder Berichte der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) geben an, welche Länder die glücklichsten sind und welche nicht. Kritische Betrachtungen dieser Indizes und Berichte wie die der OECD sind mittlerweile weit verbreitet. Bei der Interpretation der Daten ist Vorsicht geboten, da schon allein das Verständnis von Glück, Zufriedenheit, Well-being oder auch Happiness stark auseinandergehen kann. Der Ökonom William Davies (2015) betont ausserdem, dass Glück nicht das direkte Gegenteil von Leiden ist. Tatsächlich kann die Suche nach Glück neue Formen des Leidens schaffen, insbesondere durch die Individualisierung von Verantwortung (Davies, 2015). Es stellt sich somit die Frage, ob diese Indizes wirklich ein umfassendes Bild von Glück vermitteln können oder ob sie uns in eine Spirale des ständigen Vergleichens und Erwartens stürzen.
Forschungen von Mauss et al. (2011) haben gezeigt, dass das Streben nach Glück die Verbundenheit der Menschen beeinträchtigen und das Gefühl von Einsamkeit und Distanzierung erhöhen kann. Wenn wir uns zu sehr darauf konzentrieren, unser eigenes Glück zu finden, könnten wir uns möglicherweise von den sozialen Beziehungen und der Gemeinschaft um uns herum entfremden. Das ist eine Schattenseite, die wir bei der Diskussion über Glück und Wohlbefinden berücksichtigen sollten. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass Länder mit stark individualistischen Werten wie Dänemark, Schweden, Neuseeland und das Vereinigte Königreich in globalen Glücksberichten oft an der Spitze rangieren (Helliwell et al., 2023). Dieser Zusammenhang wird in den skandinavischen Ländern besonders deutlich, wo eine starke Wechselwirkung zwischen Glück und Individualismus besteht. Die Menschen haben die Freiheit, ihr eigenes Glück zu verfolgen, und zugleich wird die Wichtigkeit von sozialer Unterstützung und Gemeinschaft nicht vernachlässigt.
Glück ist ein buntes und vielschichtiges Phänomen, das in verschiedenen Kulturen und Gesellschaften unterschiedlich interpretiert und gelebt wird. Die kritische Betrachtung von Glücksindizes und die Reflektion über die Auswirkungen des Glücksstrebens auf unsere Beziehungen sind essenziell, um ein tieferes Verständnis für dieses komplexe Konstrukt zu entwickeln. Während Länder mit stark individualistischen Werten oft als die glücklichsten gelten, sollten wir dennoch die Bedeutung der Gemeinschaft und zwischenmenschlichen Verbindungen nicht vernachlässigen. Ein verwandter Ansatz ist das japanische Konzept Ikigai, das den Sinn des Lebens betont, indem man seine Leidenschaften, Talente, Werte mit den Bedürfnissen der Welt in Einklang bringt. Das Buch Ikigai: The Japanese Secret to a Long and Happy Life von Hector Garcia und Francesc Miralles (2016) beleuchtet diese Philosophie und zeigt auf, wie Menschen durch das Finden ihres Ikigai ein erfülltes und glückliches Leben führen können. Letztendlich bleibt Glück eine individuelle Reise, bei der wir sowohl auf uns selbst als auch auf andere achten sollten, um ein erfülltes und ausgewogenes Leben zu führen.